October 4, 2021
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Was bedeutet "agiles" Projektmanagement?

Was bedeutet "Agil" im Projektmanagement

Neue Softwareprodukte an den Markt zu bringen gelingt oft nur über einen langen und holprigen Weg, auf dem viele Learnings mitgenommen werden. In den wenigsten Projekten wird eine Software am Ende so an den Markt gebracht, wie sie zu Beginn der Arbeiten geplant wurde. Und das ist auch ganz normal so, denn im Laufe des Projektes gelangen immer neue Informationen an das Projektteam, die vorherige Annahmen durcheinander werfen und somit den bisherigen Plan unbrauchbar machen.

Ein großes Problem, welches durch genau diese Umstände hervorgerufen wird ist, das stetig neue Erfinden von Bausteinen der Software und sich damit ändernde und oft nicht einzuhaltende Projektpläne und Deadlines.

In diesem Artikel:

  1. Was bedeutet "Agil"
  2. Der Unterschied zwischen "Agil" und "agil"
  3. Implikationen für die Praxis

Was bedeutet "Agil"

In den letzten Jahren haben Zertifikatsausbildungen wie "Scrum Master", "Agile Master", "Agile Coach", uvm. am Markt an Bedeutung gewonnen. Grade im IT-Sektor kann man sehen, wie diese Zertifikate auch im Hiring von Fachkräften immer häufiger gerne im Lebenslauf gesehen werden und große und komplexe Projekte von zertifizierten Scrum Mastern betreut werden.

Im gleichen Zuge steht bei IT-Projekten eine Scheiterquote von ~70% im Raum (CHAOS Report - The Standish Group).

Die Nachfrage nach irgendeiner Art von Standart für das Projektmanagement scheint im Zusammenhang mit dieser Scheiterequote zu stehen und zeigt, dass der Markt grade im IT-Sektor nicht nur nach Programmierern sucht, sondern auch nach ausgebildeten Fachkräften für deren Management.

In den Angebotenen Zertifikatsausbildungen werden zumeist grundlegende Methodiken wie "Scrum", "Canban", und "Agile Project Management" fokussiert. In diesem Zusammenhang fällt oft das Wort "Agile".

Unter diesem Begriff werden dann die oben genannten Methodiken propagiert und angepriesen. Ein Projektmanager, der diese Methodiken anwendet, arbeitet "Agil" und das ist das non plus ultra bei jedem Projekt. Die gelernten Methodiken werden dabei unverändert, fast schon arglos befolgt.

Der Unterschied zwischen "Agil" und "agil"

Der Begriff "Agile" oder "Agil" wird im Zusammenhang mit den oben genannten Ausbildungen als reiner Marketingbegriff genutzt und hat in den letzten Jahren auch den Markt geprägt.

Sätze wie: "Wir müssen beachten, dass unser Projektmanagement "Agil" ist." oder "Wir arbeiten hier alle Agil." hat jeder schon gehört.

Doch was ist mit dem Wort eigentlich gemeint und was sollte es eigentlich bedeuten?

In der Softwareentwicklung gibt es den Grundsatz der "agilen" Entwicklung schon länger.
Er bedeutet: "Wenn du zwischen zwei möglichen Wegen stehst, eine Anforderung umzusetzen, nimm die, welche sind am einfachsten wieder ändern oder erweitern lässt."

Die neuere Interpretation dieser Ideologie im Projektmanagement ist, dass die Methodiken wie "Scrum" oder "Canban" schon bei der standardisierten Anwendung als "Agil" gelten und dadurch das Projektmanagement schon von alleine funktioniert.

Diese zwei Arten der Interpretation des Wortes "Agil" sind aber in der praktischen Umsetzung Welten voneinander entfernt.

Implikationen für die Praxis

Methodiken wie "SAFE", "Scrum" oder "Canban" sind zwar im Grunde und in der Idee gute Tools, um ein Projekt, eine Organisation oder eine komplexe Aufgabe in der Umsetzung zu organisieren, werden in der Praxis aber viel zu oft nach Bilderbuch angewandt und ohne Nachdenken einfach übernommen. Da Teams und Projekte aber immer unterschiedlich sind, müssen diese Tools auch als Tools angewandt werden und nicht das gesamte Team oder die Organisation mit aller Gewalt in diese hineingezwängt werden.

Oft reicht es, kleine Bestandteile dieser Tools zu verwenden und dann im Laufe des Projektes herauszufinden, wie das Team am besten mit diesen arbeitet.
Die Tools sollten sich an das Team anpassen, nicht das Team an die Tools.