DSGVO Cookie-Compliance für Entwickler Teil 1

Ein praktischer Entwicklerleitfaden zur DSGVO Cookie-Compliance, der Ihren Anwendungstyp den genauen Anforderungen zuordnet—von statischen Websites bis zu SaaS-Plattformen.

DSGVO-Cookie-Einwilligung für Entwickler: Ein Praxisleitfaden zur Compliance

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Je nachdem, was deine Anwendung macht, hast du unterschiedliche — oder gar keine — Pflichten. Die Tabelle unten bietet eine schnelle Übersicht.

Einführung

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), auf Englisch GDPR genannt, ist seit dem 25. Mai 2018 in Kraft und hat das Surferlebnis im Web deutlich verändert — du hast die Banner gesehen.

Entwickler sind besonders betroffen: Es ist unrealistisch, dass man neben der eigentlichen Entwicklungsarbeit auch noch juristische Texte interpretiert, vor allem, wenn man dafür schlecht bezahlt wird, nur um irgendeine Website online zu bringen.

Je nachdem, wen man fragt, heißt es, man müsse ein vollständiges Protokoll aller Einwilligungsaktionen aufzeichnen — oder dass auch ein „Alle akzeptieren“-Button ohne tatsächliche Funktion ausreiche. Beides kann stimmen, aber wer möchte schon ein Bußgeld in Millionenhöhe riskieren, um es selbst herauszufinden?

Dieser Artikel soll Entwicklern als Referenz dienen, um gängige Web-Anwendungsfälle abzudecken und die implementierte Funktionalität den minimal erforderlichen Compliance-Anforderungen zuzuordnen.

Warum die DSGVO bei Cookies wichtig ist

Cookies — kleine Textdateien auf den Geräten der Nutzer — können personenbezogene Daten wie IP-Adressen oder das Surfverhalten erfassen. Sobald sie Einzelpersonen identifizieren können, unterliegen sie der DSGVO.

Ein Verstoß kann teuer werden: bis zu 20 Millionen Euro oder 4 % des weltweiten Jahresumsatzes — je nachdem, welcher Betrag höher ist. Die Durchsetzung wird strenger: 2023 gab es einen deutlichen Anstieg an Bußgeldern für Cookie-Verstöße, darunter 40 Millionen € gegen ein großes Tech-Unternehmen wegen nicht DSGVO-konformer Einwilligungspraktiken.

Die ePrivacy-Richtlinie ergänzt die DSGVO und verlangt zudem eine ausdrückliche Einwilligung für nicht notwendige Cookies. Für Entwickler bedeutet das: Anwendungen müssen rechtliche Vorgaben erfüllen, ohne dass dabei die Funktionalität leidet.

Den offiziellen DSGVO-Text findest du hier:
EU GDPR-Verordnung (englischsprachig)

Zentrale Prinzipien für Entwickler

Die DSGVO und die ePrivacy-Richtlinie verlangen:

  • Informierte Einwilligung: Nutzer müssen wissen, welche Daten Cookies erheben, zu welchem Zweck und von wem, bevor sie zustimmen.
  • Granulare Kontrolle: Nutzer sollen auswählen können, welche Cookie-Kategorien (z. B. Analyse, Marketing) sie erlauben.
  • Transparenz: Cookie-Richtlinien müssen klar, leicht zugänglich und vom Banner aus verlinkt sein.
  • Einfache Widerrufbarkeit: Der Widerruf der Einwilligung muss genauso einfach sein wie die Zustimmung.
  • Protokollierung: Die Einwilligungen müssen dokumentiert werden, um sie bei Prüfungen nachweisen zu können.
  • Keine Cookie-Walls: Der Zugriff auf Inhalte darf nicht von der Zustimmung zu nicht notwendigen Cookies abhängig gemacht werden.

Diese Prinzipien greifen je nach Komplexität deiner Anwendung unterschiedlich — von statischen Websites bis hin zu komplexen SaaS-Plattformen.

Anwendungslogik vs. Cookie-Banner-Anforderungen

Die folgende Tabelle zeigt, wie sich unterschiedliche Anwendungsarten auf die Anforderungen an Cookie-Banner, die Speicherung der Einwilligung und weitere Aspekte auswirken. Sie reicht von einfachen statischen „Visitenkarten“-Websites bis zu SaaS-Plattformen mit hochsensiblen Daten.

Consent-Audit-Trail: Wann und wie

Ein Consent-Audit-Trail ist immer dann notwendig, wenn nicht essenzielle Cookies verwendet werden, da die DSGVO gemäß Artikel 7 einen Nachweis der Einwilligung verlangt.
So setzt man ihn um:

Was gespeichert werden sollte

  • Benutzerkennung: Anonyme ID oder Session-ID (keine personenbezogenen Daten, außer wenn unbedingt erforderlich)
  • Zeitstempel: Datum und Uhrzeit der Einwilligung
  • Einwilligungsdetails: Akzeptierte Kategorien (z. B. Analyse, Marketing)
  • Richtlinienversion: Verweis auf die zu diesem Zeitpunkt gültige Cookie-Richtlinie
  • Methode: Wie die Einwilligung erteilt wurde (z. B. Banner-Klick, Präferenzzentrum)
  • Widerrufsmöglichkeit: Nachweis, dass Nutzer ihre Einwilligung widerrufen können (z. B. Zugriff auf ein Präferenzzentrum)

Speichermechanismen

  • Statische Websites mit Analytics: Lokaler Speicher (Local Storage) oder eine einfache JSON-Datei auf dem Server reicht für kleines Consent-Tracking aus
  • Dynamische Websites / SaaS: Datenbank (z. B. MySQL, PostgreSQL) oder ein Consent Management Platform (CMP) wie OneTrust oder Cookiebot zur automatischen Protokollierung verwenden. Die gespeicherten Einwilligungsdaten müssen verschlüsselt werden (gemäß DSGVO Art. 32 – Sicherheit der Verarbeitung)
  • Hochsensible SaaS-Systeme: Unternehmensfähige Datenbanken mit Audit-Funktionen (z. B. MongoDB mit Audit-Plugins oder CMPs mit Compliance-Dashboards). Protokolle mindestens 12 Monate oder nach den Vorgaben der lokalen Gesetze aufbewahren

Wann ein Audit-Trail notwendig ist

  • Erforderlich: für jede Website, die nicht essenzielle Cookies verwendet
  • Nicht erforderlich: für reine statische Websites ohne Cookies
  • Besonders wichtig: für SaaS-Plattformen, vor allem wenn sie sensible Daten verarbeiten — hier sind robuste Audit-Trails entscheidend, um die Einhaltung bei Prüfungen nachweisen zu können

Umgang mit verschlüsselten personenbezogenen Daten

Für SaaS-Plattformen, die sehr persönliche Daten (z. B. medizinische Inhalte) clientseitig verschlüsselt speichern und keinen Zugriff auf die Entschlüsselungsschlüssel haben, gelten abgeschwächte, aber nicht aufgehobene DSGVO-Pflichten:

  • Datenverarbeitung: Wenn der SaaS-Anbieter keinen Zugriff auf die Daten hat (z. B. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung), gilt er für diese Daten nicht als „Verarbeiter“ im Sinne der DSGVO (Art. 4).
    Trotzdem benötigen Cookies für Tracking oder Analytics weiterhin eine Einwilligung.
  • Cookie-Compliance: Tracking-Cookies (z. B. für Nutzungsanalysen) fallen trotzdem unter DSGVO und ePrivacy-Richtlinie. Du musst also trotzdem ein Consent-Banner und einen Audit-Trail implementieren.
  • Klarheit in der Datenschutzerklärung: Erkläre ausdrücklich in deiner Cookie- und Datenschutzrichtlinie, dass die Nutzerdaten clientseitig verschlüsselt und für den SaaS-Anbieter nicht zugänglich sind. Das schafft Vertrauen und verdeutlicht deine eingeschränkte Rolle bei der Datenverarbeitung.
  • DPIA-Prüfung: Auch bei Verschlüsselung kann eine Datenschutz-Folgenabschätzung (DPIA) nach Art. 35 erforderlich sein, wenn Tracking-Cookies personenbezogene Daten verarbeiten. Im Zweifel juristischen Rat einholen.

Umsetzungstipps für Entwickler

  • CMP verwenden: Es gibt Tools, die bei der Umsetzung helfen — von automatisierten Protokollen bis zur Anpassung des Cookie-Banners:
  • Geo-Targeting: Nutze Geolokalisierung, um Cookie-Banner nur EU-Nutzern anzuzeigen, da die DSGVO für EU-Bürger gilt (unabhängig vom Standort deines Unternehmens, Art. 3).
  • Keine Dark Patterns: Stelle sicher, dass „Ablehnen“-Buttons genauso auffällig sind wie „Akzeptieren“-Buttons. Vorgehakte Kästchen für nicht essenzielle Cookies sind nicht DSGVO-konform.
  • Regelmäßige Audits: Überprüfe deine Website vierteljährlich auf neue Cookies, die durch Drittanbieter-Skripte hinzukommen (z. B. nach Updates von Analysetools). Gilt natürlich nur, wenn sich etwas an der Funktion oder den Vorschriften ändert.
  • Sichere Speicherung: Verschlüssele Einwilligungsprotokolle und speichere sie sicher, um das DSGVO-Prinzip der Integrität und Vertraulichkeit einzuhalten.
  • Nutzerfreundliche Richtlinien: Schreibe Cookie-Richtlinien in klarer, verständlicher Sprache ohne Fachjargon. Verlinke sie im Footer deiner Website und im Banner.

Beispiel für einen Cookie-Banner

Unten findest du ein minimales Beispiel für einen DSGVO-konformen Cookie-Banner für eine statische Website mit Analytics (mit JavaScript und Local Storage).
Für SaaS-Systeme ist es empfehlenswert, aus Skalierbarkeitsgründen eine CMP zu integriere


<!DOCTYPE html>
<html>
<head>
 <title>GDPR Cookie Banner</title>
 <style>
   .cookie-banner {
     position: fixed;
     bottom: 0;
     width: 100%;
     background: #333;
     color: #fff;
     padding: 20px;
     display: none;
     justify-content: center;
     align-items: center;
     z-index: 1000;
   }
   .cookie-banner button {
     margin: 0 10px;
     padding: 10px 20px;
     cursor: pointer;
   }
   .cookie-banner a {
     color: #fff;
     text-decoration: underline;
   }
 </style>
</head>
<body>
 <div id="cookieBanner" class="cookie-banner">
   We use cookies for analytics. <a href="/cookie-policy">Learn more</a>.
   <input type="checkbox" id="analyticsConsent"> Enable Analytics Cookies
   <button onclick="saveConsent()">Save</button>
   <button onclick="rejectAll()">Reject All</button>
 </div>

 <script>
   // Check if consent is already given
   if (!localStorage.getItem('cookieConsent')) {
     document.getElementById('cookieBanner').style.display = 'flex';
   }

   function saveConsent() {
     const analyticsConsent = document.getElementById('analyticsConsent').checked;
     const consentData = {
       analytics: analyticsConsent,
       timestamp: new Date().toISOString(),
       policyVersion: '1.0'
     };
     localStorage.setItem('cookieConsent', JSON.stringify(consentData));
     document.getElementById('cookieBanner').style.display = 'none';
     if (analyticsConsent) {
       // Load analytics script (e.g., Google Analytics)
       // Example: const script = document.createElement('script'); script.src = 'ga.js'; document.head.appendChild(script);
     }
   }

   function rejectAll() {
     localStorage.setItem('cookieConsent', JSON.stringify({
       analytics: false,
       timestamp: new Date().toISOString(),
       policyVersion: '1.0'
     }));
     document.getElementById('cookieBanner').style.display = 'none';
   }
 </script>
</body>
</html>

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